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Leitungsschulung

Führung und Leitung psychosozialer Institutionen unter traumapädagogischen Gesichtspunkten

Derzeit kein ausgeschriebenes Angebot.                        Ausschreibung nicht vor 2025

Einleitung und Ziele

Viele Mädchen und Jungen in Bildungseinrichtungen und Einrichtungen der Erziehungshilfe sind in ihren lebensgeschicht­lichen Erfahrungen von erheblichen psychosozialen Belastungsfaktoren oder traumatischen Erlebnissen betroffen. Sie stellen mit ihren besonderen Anpassungs- und Regulierungsstrategien häufig eine große Herausforderung für die psychosozialen Institutionen, deren Strukturen  und  Fachkräfte und den Leitungsverantwortlichen dar. Studien zeigen, dass Kinder und Jugendli­che in psychosozialen Einrichtungen besonders häufig von traumatischen Erfahrungen betroffen sind, nicht selten von multiplen und/oder sequentiellen Traumatisierungen (Klein et al 2003, Remschmidt et al. 2001, Jaritz / Wiesinger / Schmid  2008). Diese  Kinder und Jugendlichen haben einen besonderen Bedarf an Förderung, Stabilisierung und an Beziehungsangeboten durch die pädagogischen Fachkräfte.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass es gerade bei diesen Kindern und Jugendlichen zu vermehrten Krisen kommt, die die Fachkräfte überfordern können. In Folge dessen kommt es unter anderem auch zu vermehrten Abbrüchen der angebotenen Hilfen. Dieses Scheitern führt bei den Kindern und Jugendlichen zur weiteren Verfestigung ihrer Entwicklungs- und Bindungsstörungen und lässt das Helfersystem in erlebter Ohnmacht und Verunsicherung zurück. Es zeigt sich, dass die bis­herige pädagogische Praxis mit ihren Ansätzen weder den betroffenen Mädchen und Jungen, noch den Helfersystemen gerecht wird.

Trauma bedeutet übersetzt ‚Wunde‘, und tatsächlich sind in der Begegnung mit den Kindern und Jugendli­chen nicht nur ihre Wunden spürbar, sondern es entstehen auf Grund ihrer oft unverständlichen und teil­weise hoch verunsichernden Inter­aktionen und Beziehungsangebote immer wieder neue ‚Wunden‘ auch bei den Fachkräften.

Nach unserem traumapädagogischen Verständnis geht es in der Traumapädagogik um die Gestaltung eines pädago­gischen Milieus des „SICHEREN ORTES“. Der Blick richtet sich weniger auf Funktionalität, als auf Emotionalität, als Auslöser von Reaktionen und Verhaltensweisen.

Dabei geht es sowohl um innere Sicherheit, als auch um äußere Sicherheit.

Wir verstehen unter innerer Sicherheit alles was einen Menschen mit sich selbst und im Umgang mit ande­ren sicher macht. Dazu gehören die Emotionsregulation, das sich Selbstverstehen, die Sinnes- und Körper­wahrnehmung, Resili­enz, Bindung und die Selbstwirksamkeitserwartung.

Unter äußerer Sicherheit verstehen wir alles was einen Menschen in und mit seinem Umfeld sicher macht. Dazu gehö­ren die Bezugspersonen, die Rahmenbedingungen und Strukturen, Räumlichkeiten, etc.

So schützt die Traumapädagogik vor retraumatisierenden Faktoren und gestaltet einen notwendigen siche­ren Rahmen. Dabei greift die Traumapädagogik auf bewährte pädagogische Ansätze (Heilpädagogik, psy­choanalytische Pädagogik, milieuthera­peutische und systemische Ansätze, u.v.a.m.) zurück, verknüpft diese mit den aktuellen Erkenntnissen der Psychotraumato­logie und weiteren interdisziplinären Forschungsansät­zen (Bindungsforschung, Resilienzforschung, Emotionsforschung, u.v.a.m.) und entwickelt traumazentrierte pädagogische Förderansätze und Methoden zur Unterstützung der Selbstbe­mächtigung und Stabilisierung von Mädchen, Jungen und Helfer_innen.

Wir verstehen die Pädagoginnen und Pädagogen nicht als Anwender_innen einer pädagogischen Methode sondern als TEIL der Pädagogik.

Das bedeutet, die Belastungen der Pädagoginnen und Pädagogen, die in der Beziehungsgestaltung zu den teilweise hoch belasteten Jugendlichen und Kindern entstehen, werden achtsam und ernst­haft in den Blick genommen. Deren Versorgung und Stabilisierung kommt dieselbe Sorgfalt und Bedeutung zu, wie die der Kinder und Jugendlichen.

«Traumapädagogik versteht sich heute als ein Handlungskonzept, das über die Arbeit mit traumatisierten Kin­dern und Jugendlichen hinaus Orientierung für die soziale Arbeit mit Kindern und ihren Familien gibt.

Das traumapädagogische Konzept beschreibt mit seiner Grundhaltung (Positionspapier des Fachverban­des Traumapädagogik e.V.) eine wertegeleitete Pädagogik, die neben der fachlichen Positionierung die Mehrebe­nenperspektive aufnimmt und damit nicht nur die Stabilisierung von Kindern, sondern auch von Mitarbeitenden mittels eines traumapädagogischen Leitungsverständnisses und institutionellen Strukturen sicherstellt.

Der Zusammenhang zwischen Pädagogik, Personalentwicklung und institutionellen Strukturen wird inner­halb der traumapädagogischen Konzepte als unverzichtbar verstanden. Die Traumapädagogik fordert für die Umsetzung der Konzepte konsequent die Einbeziehung und aktive Beteiligung der Mitarbeitenden und Lei­tungskräfte, Strukturen sowie Prozesse in den Organisationen ein.

Daher geht es im weitesten Sinne auch um eine wertegeleitete Organisations- und Personalentwicklung.» (Auszug aus der Präambel des Zertifizierungsverfahren, Fachverband Traumapädagogik e.V.)

Demzufolge verstehen wir Traumapädagogik auch als systemischen Ansatz.

Ein „Sicherer Ort“ für Kinder und Jugendliche braucht einen „Sicheren Ort“ für deren Bezugsper­sonen im System Institution

Ein“Sicherer Ort“ für die Bezugspersonen braucht einen „Sicheren Ort“ für deren Berater_innen und Führungs­kräfte.

Es geht in dieser Fortbildung daher um

  • Die Gestaltung eines Milieus des sicheren Ortes für alle in den Institutionen lebenden, begleitenden, arbeitenden Men­schen
  • Erhalt, Weiterentwicklung oder Wiedererlangen der Selbstbemächtigung (W. Weiß)
  • Die Emotionale Stabilität der Fachkräfte unterschiedlicher Funktionen

 Ziele der Fortbildung

  • Verstehen von innerpsychischen Dynamiken komplex traumatisierter Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener, die Auswirkungen auf daraus entstehende Dynamiken in Systemen, sowie die daraus resultierenden Bedarfe im Sinne eines «sicheren Ortes», eines stabilisierenden Milieus.
  • Entwickeln eines traumapädagogischen Führungs- und Leitungsverständnisses und der entsprechenden Haltung.
  • Förderung der Handlungssicherheit in belasteten Interaktionen und Krisen.
  • Erweiterung diagnostischer Möglichkeiten von Systemdynamiken.
  • Entlastung von schwierigen Interaktionen mit Mitarbeitenden und Teams.

Die traumapädagogische Haltung

Die Traumapädagogik versteht sich weniger als eine pädagogische Methode, sondern sieht sich mehr als eine pädagogische Bewegung. Dabei werden von Belastung Betroffene nicht als schwach und „klein“ gese­hen, sondern als „Überlebende“ und Expert_innen ihres Lebens und außergewöhnlicher Belastungssituatio­nen erkannt und geachtet. Sie stellen somit einen wesentlichen Teil der Lösung dar, aktiv und auf Augen­höhe. Als korrigierende Erfahrung zum Erleben von Ohnmacht und Machtmissbrauch gelten Transparenz und Partizipation in Entscheidungen, Strukturen und Beziehungsgestaltung als zwingend notwendig.

Traumapädagogische Grundhaltungen sind (Standards des Fachverbandes Traumapädagogik e.V.)

  • Traumatisierte Menschen reagieren normal auf nicht normale Geschehnisse.
  • Sie sind die Expert_innen für extreme und belastende Lebenserfahrungen.
  • Die Professionellen stellen ihr Fachwissen respektvoll zur Verfügung und überprüfen mit den Mäd­chen und Jungen gemeinsam die Bedeutung für sie und ihr Leben.
  • Transparenz auf allen Ebenen
  • Partizipation und Unterstützung in der Balance
  • Übernahme von Verantwortung und Versorgung auf allen Hierarchieebenen
  • Viel Freude trägt viel Belastung – Die Freude der Kinder und Jugendlichen entsteht durch unsere eigene Freude

Diese traumapädagogischen Grundhaltungen gelten auch für die Weiterbildung. Die Referent_innen verstehen sich als Kolleg_innen unter Kolleg_innen. Sie haben die Verantwortung, die Themen verständlich und dem aktuellen Stand ent­sprechend einzubringen und sie mit der Weiterbildungsgruppe, den Expert_innen in der praktischen Arbeit, in Führung, Leitung und Beratung innerhalb psychosozialer Institutionen, zu dis­kutieren. Das Wissen, die Erfahrungen und die Ein­schätzungen der Teilnehmenden sind wesentlicher Bestandteil jeder Fortbildung.

Die Referentin

Birgit Lang – possum Institut GbR

  • Fachberaterin für Psychotraumatologie, Gestalttherapeutin für Kinder und Jugendliche, Systemische Beraterin, Jugend- und Heimerzieherin
  • Referentin zum Thema Traumapädagogik, Traumapädagogische Fallsupervision in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen
  • Konzeptionelle Beratung und traumapädagogische Organisationsentwicklung unterschiedlicher Kin­der- und Jugendhilfeinsti­tutionen
  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe Traumapädagogik (Fortbildung, Entwicklung und Evaluation) der universitären Kliniken Basel
  • Mitentwicklung der traumapädagogischen Standards und eines Zertifizierungsverfahrens für Institutio­nen im Fachverband für Traumapädagogik e.V.
  • Raterin für den Fachverband Traumapädagogik im Zertifizierungsverfahren für stationäre Wohngruppen

Zielgruppe der Fortbildung

  • Geschäftsleitungen, Einrichtungsleitungen, pädagogische Leitungen, Bereichsleitungen, leitende Fach­dienste und vergleichbare Positionen.
  • Traumapädagogische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Aufbau und Inhalte der Fortbildung

MODUL 1: 20. -22.04.2021, Di. – Do  (3 Tage)

MODUL 2: 13. – 15.07.2021, Di – D0  (3 Tage)

Die Fortbildung besteht aus zwei inhaltlichen Modulen á 3 bzw. Tagen = insgesamt 6 Tage und ist nur im Gesamten buchbar
Die Module beginnen jeweils am 1.Tag um 9.00 Uhr und enden um 17.00 Uhr.
Mittagspausen sind eingeplant zwischen 12.30Uhr und 14.00Uhr. Geringere Zeitabweichungen sind möglich, wenn dies der Prozess im Seminar erfordert.

Inhalte der Module

  • (Trauma) Stress und Belastung Auswirkungen auf den Menschen, Interaktionen und Dynamiken in Systemen. Verstehens- und Versorgungsansätze
  • Traumapädagogische Haltungen (Transparenz, Partizipation, Expert_innenschaft, Annahme des Guten Grundes, Wertschätzung, Freude) in ihrer Bedeutung der Führung und Leitung psychosozialer Einrichtungen
  • Hierarchie – Macht und Verantwortung in der Führung und Leitung «sicherer Orte»
  • Transgenerationale Weitergabe in Institutionen und Biografiearbeit in Systemen
  • Übertragung und Gegenübertragung, Traumapädagogische Auswirkungen auf Interaktionen (Kind- Pädagog_innen – Beratung – Leitung
  • Auswirkungen auf Dynamiken in Einrichtungen
  • Bedeutung von Bindung und Autonomie für Führung- und Leitungskräfte
  • Umgang mit Grenzen und Grenzverletzungen – Im Dilemma zwischen Verstehen und Nicht Einverstanden sein. Zwischen Emotionalem Beistand und notwendigen Anforderungen

Methoden

Folgende Methoden finden während der Qualifizierungsmodule Anwendung:

  • Vermitteln theoretischer Grundlagen durch Referate
  • Arbeitsgruppen zum Transfer in die Praxis
  • Reflexionseinheiten
  • Unterstützte Eigenreflexion zu Themen orientierter Selbsterfahrung
  • Rollenspiele
  • Übungen

Kosten

Die Seminargebühren betragen 940,– Euro. In ihnen sind enthalten:

  • 2 Seminarmodule (6 Tage)
  • Seminarunterlagen
  • Pausenverpflegung am Vormittag und Nachmittag, Seminargetränke
  • Vegetarisches Mittagessen

Von den Teilnehmenden selbst zu organisieren und zu finanzieren sind:

  • Eventuell notwendige Übernachtungen. Es gibt einzelne Übernachtungsmöglichkeiten im Tagungshaus, Informationanen dazu. unter Tagungshaus s. u.
  • An – und Abreise

Mit der Anmeldung wird eine Anmeldegebühr von 300,00 Euro fällig, die auf die Gesamtkosten angerechnet wird. Der Restbetrag ist in 2 Teilbeträgen zu entrichten, die auf dem Anmeldeformular angegeben sind.

Tagungshaus

Gäste- und Seminarhaus links am Bach

Linkstr. 19
73230 Kirchheim-Ötlingen

Tel. 07021 – 44644

Mail: gaestehaus [at] linksambach.de

Anfahrt

per Bahn: Die S-Bahn Linie 1 (Haltestelle Ötlingen) ist ca. 5 Fußminuten von linksambach entfernt.

per Auto: Autobahn A8 Stuttgart – München Ausfahrt Kirchheim-West. Sie fahren geradeaus bis zur Stuttgarter Straße, dann links nach Ötlingen.

Anmeldung und Kontakt

Anmeldung mittels Anmeldeformular mit Unterschrift bitte bis spätestens 08.02.2021 per Post an:

possum Institut GbR – Birgit Lang
Titurelstraße 9
81925 München

oder per E-Mail an:

b.lang@possum-institut.de

Überweisung (nach Erhalt der Anmeldebestätigung) bitte an:

Possum GbR
Sparkasse Hegau / Bodensee
BIC: SOLADES15NG
IBAN: DE 29692500351055196347

Mit dem Eingang der Anmeldegebühr ist der Teilnahmeplatz reserviert!

Informations-Flyer

Hier finden Sie den digitalen Flyer

Anmeldung

Nähere Informationen zur Anmeldung